Berufsorientierung (Klassen 7 bis 10)

Die Berufsorientierung ist seit vielen Jahren ein fester Bestandteil unseres Schulkonzepts.

 Alle Maßnahmen und Termine werden in die Schuljahresplanung eingebunden.

Das Ziel besteht darin, allen Schülern ab der 7. Klasse gute Bedingungen und Voraussetzungen zu schaffen, um theoretische und praktische Erfahrungen für ihre berufliche Zukunft zu sammeln.

Der Prozess der Berufsorientierung beruht auf einer engen Zusammenarbeit unserer Schule mit der Handwerkskammer Erfurt, anderen Erfurter Ausbildungseinrichtungen, der Agentur für Arbeit und der Erfurter Brücke mit deren festen Ansprechpartnern.

Die Eltern werden in die Abläufe aktiv mit einbezogen.

Zeitungsartikel vom 15.01.2018

Schulleiter im Interview zur Berufsorientierung

Auf Entdeckungstour im Handwerk

Mit dem Programm „Praxisnahe Berufsorientierung“ kooperiert die Handwerkskammer Erfurt mit der Gemeinschaftsschule „Steigerblick“ in Hochheim. Schulleiter Thomas Stalzer berichtet über seine Erfahrungen.

Schulleiter Thomas Stalzer
Thomas Stalzer ist Schulleiter und Beratungslehrer für Berufsorientierung an der ­Gemeinschaftsschule „Steigerblick“ in Hochheim. – © HWK Erfurt

DHZ: Wann kommen Ihre Schüler zum ersten Mal mit dem Thema Berufsorientierung in Kontakt?

Thomas Stalzer: In der 7. Klasse kommen unsere Schüler zum ersten Mal mit dem Berufsorientierungs-Programm in Berührung. Am Anfang des Schuljahres führen wir mit den Mädchen und Jungen einen Kompetenztest durch. Der Test zeigt, welche Grundkenntnisse vorhanden sind und welche Stärken und Schwächen vorliegen. In der 7. Klasse geht es auch schon los mit der ersten Praxiswoche im Berufsbildungszentrum (BBZ) der HWK Erfurt. Bei dieser Maßnahme können die Kinder aus rund 19 Berufsfeldern ihre Favoriten wählen. In fünf Tagen werden fünf Berufe vorgestellt und erarbeitet. So erhält jeder Schüler einen Einblick in seine Wunschberufe.

DHZ: Im Handwerk gibt es 130 Ausbildungsberufe. Wie gelingt es Ihnen, dass Ihre Schüler diese Vielfalt kennenlernen?

Stalzer: Wir bauen eine Sperre ein. So kann ein Schüler nicht mehrfach dasselbe Berufsfeld wiederholen, was er bereits durchlaufen hat. Er soll dazu bewegt werden, sich auch mal in eine andere Richtung zu orientieren. Selbst wenn ein Schüler im Nachhinein sagt „Das mache ich nie wieder“, haben wir auch etwas bewirkt. So fängt er gar nicht erst eine Lehre in einem Bereich an, der ihn nicht interessiert.

DHZ: Ihre Schüler durchlaufen das Programm über drei Jahre. Verläuft so ein Berufswahlprozess eher geradlinig oder entscheiden sich die Schüler erst spät für den endgültigen Beruf?

Stalzer: Jeder unserer Schüler sammelt insgesamt über neun Wochen Praxiserfahrung im Rahmen von Berufsfelderkundungen oder Betriebspraktika. Nach so vielen Informationen und Einblicken sind die Schüler mit sich selbst im Reinen und gehen mit einem klaren Ziel in die Bewerbungsphase. Natürlich gibt es einzelne Ausnahmefälle, bei denen Schülern die Berufswahl trotzdem am Ende der 10. Klasse noch schwerfällt.

DHZ: Wie reflektieren die Schüler die Berufsfelderkundungen und Betriebspraktika? Wie groß ist das Interesse Ihrer Schüler an Handwerksberufen? Gibt es besonders beliebte Berufe bei Betriebspraktika?

Stalzer: Im Rahmen unserer Berufsorientierung ist das Interesse der Schüler am Handwerk groß. Im BBZ sehen die Schüler Maschinen und auseinandergelegte Autos. Sie können Brötchen selbst backen und Marzipanfiguren kreieren. Hier kommen sie direkt mit der Praxis in Verbindung und stellen selbst etwas her. Ein Großteil unserer Absolventen entscheidet sich nach dem Abschluss für einen Handwerksberuf – mehr als die Hälfte. Ich denke aber, dass die Anzahl noch besser sein könnte. Viele Jungs gehen in die Kfz-Branche. Bei Mädchen hingegen ist der soziale Bereich sehr beliebt, sie gehen oft in ­Kitas oder Schulen. Rückläufig bei unseren Betriebspraktika sind die Berufe des Friseurs, Bäckers und Fleischers.

DHZ: Wie reflektieren die Schüler die Berufsfelderkundungen und Betriebspraktika?

Stalzer: Jedes absolvierte Betriebspraktikum wird durch einen geführten Hefter belegt. Hier dokumentieren die Mädchen und Jungen ihre täglichen Aufgaben und den Tagesablauf. Auch eine Einschätzung des Betreuers ist in dieser Mappe zu finden. Das Endergebnis wird von uns Lehrern schließlich kontrolliert und ausgewertet. Dadurch sind die Schüler in der Lage, ihre praktische Arbeit zu reflektieren.

DHZ: Was finden Sie besonders gut am Berufsorientierungsprogramm der HWK Erfurt?

Stalzer: Das Projekt ist von Anfang an professionell gelaufen, es gibt klare Linien. Ich fühle mich durch die Betreuung der HWK Erfurt sehr gut aufgehoben, brauche mich um nichts kümmern. Was den Lehrern und Schülern besonders gut gefällt ist die Auswertung der Praxiswoche im BBZ durch die HWK Erfurt. Auf Auswertungsbögen tragen Schüler und Betreuer mit Kreisen und Dreiecken in einem Raster ihre Selbst- und Fremdeinschätzung ein. Am Ende sieht man genau, in welchen Punkten sich die Einordnungen treffen und wo es noch Probleme gibt. Die Schüler können so ihre Arbeit viel besser beurteilen. Darüber hinaus erhalten sie ein Zertifikat als Nachweis. Das motiviert zusätzlich! Außerdem schätze ich die Arbeit der Bildungsbegleiter der HWK Erfurt sehr! Unsere Ansprechpartnerin Kerstin Krug ist hier bekannt, unsere Kinder grüßen sie alle wenn sie den Schulhof betritt. Sie gehört dazu. Wenn Frau Krug uns besucht, weiß jeder „Heute geht es wieder um die Berufsorientierung“. Sie übernimmt auch die Organisation der Hin- und Rückfahrten zu den Ausbildungsorten. Die Schüler erhalten ihre Fahrkarten für den ÖPNV, einen individuellen Fahrplan und den Treffpunkt. Sogar mit Wegbeschreibung und Foto. Das ist ein sehr guter Service! Dies erleichtert uns als Schule viel Arbeit.

Quelle: https://www.deutsche-handwerks-zeitung.de/auf-entdeckungstour-im-handwerk/150/3040/364287 (9.3.2019)